Lager- und materialwirtschaftliche Kennzahlen / Azubi
1. ABC-Analyse
- Definition: Klassifizierung der Artikel nach ihrem Wertanteil am Gesamtverbrauch.
- A-Artikel: wenige Artikel, hoher Wertanteil (ca. 70–80 %).
- B-Artikel: mittlerer Wertanteil (ca. 15–25 %).
- C-Artikel: viele Artikel, aber nur geringer Wertanteil (ca. 5 %).
- Nutzen: Hilft, den Fokus auf die wichtigsten Artikel zu legen (z. B. mehr Kontrolle bei A-Artikeln, vereinfachte Prozesse bei C-Artikeln).
- Beispiel: OP-Gerät (A-Artikel), Verbandsmaterial (B-Artikel), Büroklammern (C-Artikel).
2. XYZ-Analyse
- Definition: Einteilung der Artikel nach Verbrauchsregelmäßigkeit.
- X-Artikel: gleichmäßiger Verbrauch, gut planbar.
- Y-Artikel: schwankender Verbrauch, saisonabhängig.
- Z-Artikel: unregelmäßiger Verbrauch, schwer planbar.
- Nutzen: Ergänzt die ABC-Analyse, wichtig für Bestellstrategien.
- Beispiel:
- X: OP-Handschuhe (immer gebraucht).
- Y: Grippemedikamente (saisonal).
- Z: Spezialimplantat (selten, unvorhersehbar).
3. Mindestbestand (Sicherheitsbestand)
- Definition: Bestand, der niemals unterschritten werden sollte, um Engpässe zu vermeiden.
- Nutzen: Dient als Sicherheitsreserve bei Lieferverzögerungen oder plötzlichem Mehrverbrauch.
- Beispiel: Mindestbestand 500 Einmalhandschuhe → bei Unterschreitung muss sofort nachbestellt werden.
4. Meldebestand
- Definition: Bestand, bei dem eine neue Bestellung ausgelöst wird.
- Formel:
Meldebestand = Mindestbestand + (Tagesverbrauch × Lieferzeit in Tagen). - Nutzen: Sichert rechtzeitige Wiederbeschaffung.
- Beispiel: Mindestbestand 500 Stück + (50 Stück × 5 Tage Lieferzeit) = 750 Stück → bei 750 muss bestellt werden.
5. Höchstbestand
- Definition: Maximaler Lagerbestand, der nicht überschritten werden sollte.
- Nutzen: Vermeidung von zu hohen Kapitalbindungen und Lagerkosten.
- Beispiel: Höchstbestand 2.000 Handschuhe.
6. Durchschnittsbestand
- Definition: Durchschnittlicher Lagerbestand in einem Zeitraum.
- Formel (vereinfacht): (Anfangsbestand + Endbestand) ÷ 2
- Nutzen: Grundlage für Lagerkennzahlen wie Umschlagshäufigkeit.
- Beispiel: Anfangsbestand 1.000, Endbestand 1.400 → Durchschnittsbestand = 1.200.
7. Lagerumschlagshäufigkeit
- Definition: Wie oft der durchschnittliche Lagerbestand pro Jahr verbraucht oder verkauft wird.
- Formel: Jahresverbrauch ÷ Durchschnittsbestand.
- Nutzen: Zeigt, wie effizient ein Lager genutzt wird.
- Beispiel: Jahresverbrauch 12.000 Stück ÷ 1.000 = 12 Umschläge pro Jahr.
8. Lagerreichweite
- Definition: Zeitraum, wie lange der Vorrat bei gleichbleibendem Verbrauch reicht.
- Formel: Lagerbestand ÷ Tagesverbrauch.
- Nutzen: Hilft bei der Disposition und Vermeidung von Engpässen.
- Beispiel: Bestand 1.000 Stück, Tagesverbrauch 50 Stück → Reichweite 20 Tage.
9. Servicegrad
- Definition: Anteil der Kunden- oder Abteilungsanforderungen, die sofort aus dem Lager erfüllt werden können.
- Nutzen: Misst die Lieferfähigkeit und Kundenzufriedenheit.
- Beispiel: 95 von 100 Bestellungen sofort lieferbar → Servicegrad 95 %.
10. Beschaffungsdurchlaufzeit
- Definition: Zeitspanne vom Auslösen der Bestellung bis zum Wareneingang.
- Nutzen: Wichtig für die Bedarfsplanung und Berechnung von Meldebeständen.
- Beispiel: Lieferzeit für OP-Kittel = 7 Tage.
