Wie wichtig sind soziale Standards bei Lieferanten und wie führt man Audits bei diesen Lieferpartnern durch?


Spricht man von Audits, so meint es einen Vorgang, bei dem ein Zuhörer (Auditor) sich einen Überblick von einem Bereich in einem Unternehmen verschafft. Dies nimmt er durch gezielte Fragestellungen vor und auch durch das Zuhören, Erblicken sowie natürlich durch das Gespür, welches er besitzt und bei einem Audit aufnehmen kann.

Hierbei werden primär Situationen und gesetzte Ziele miteinander abgeglichen, wofür ein geplantes und gezieltes Audit vorhanden sein sollte. Oftmals wird ein Audit als reine Überprüfung des zu auditierenden Unternehmens wahrgenommen, jedoch sollte das Audit vielmehr als Chance gewertet werden, denn dank konstruktiver Anregungen und einem neutralen Blick des Auditors ergeben sich häufig zahlreiche Möglichkeiten der stetigen weiteren Prozessverbesserung. Es existieren verschiedene Arten von Audits, häufig sind es Systemaudits, Produktaudits oder Prozessaudits. Diese Audits können sowohl extern, als auch intern durchgeführt werden. Möchte man den allgemeinen Prozess eines Audits kurz zusammenfassen, so beginnt man in der Regel mit einem Auditplan bzw. Ablaufplan, arbeitet dann eine Checkliste mit Fragen ab und erarbeitet einen Abweichungsbericht, der anschließend in einem Auditbericht konkretisiert wird. Im Abschluss wird ein Maßnahmenkatalog gezielt aufzeigen, welche aktiven Optimierungsschritte zusätzlich nötig sind und wie diese bis zu einem definierten Zeitpunkt umgesetzt werden.

Hat ein Unternehmen folglich Zertifizierungen nach einer gesetzten Norm erlangt, so werden auch die Audits als sinnvolle Begleiterscheinung stetig erfolgen. Durch den Einblick in diverse Wertschöpfungsprozesse ergeben sich u.a. auch Mehrwerte hinsichtlich sozialer Standards bei Lieferanten, was der primäre Schwerpunkt dieses redaktionellen Beitrags sein soll.

Soziale Standards bei Lieferanten sind elementar, denn die Welt wird zwar globaler, aber dennoch sind leider nicht in allen Ländern die identischen sozialen Rahmenbedingungen gleichmäßig verankert. Bezieht bspw. ein deutsches Unternehmen aus einem asiatischen Herstellungsland Waren, so hat dies i.d.R. auch wirtschaftliche Vorteile. Dennoch muss ein namhaftes Unternehmen anteilig die soziale Verantwortung für seine Lieferkette mit übernehmen. Insofern haben sich zahlreiche Firmen ihrer Aufgabe gestellt und fixe Sozial- und Umweltstandards für ihre Lieferanten als festen Bestandteil der Unternehmensleistungskette eingefordert. Diese dann nicht als charmante „nice-to-have-Option“, sondern als primäre Basis der lieferantenpartnerschaftlichen Zusammenarbeit mit nachhaltiger Überprüfung der Einhaltung dieser Vereinbarungen.

Hierbei möchte man als Waren beziehendes Unternehmen i.d.R. neben der Qualität und Nachhaltigkeit auch die folgenden sozialen Verantwortungsbausteine eingehalten und überprüft wissen:

  • Stetige Verbesserung von Sozialstandards
  • Gesetzeskonforme Arbeitsweisen und allgemeine Mindeststandards
  • Strikte Einhaltung des Verbots von Kinderarbeit und sonstiger Zwangsarbeit
  • Faire Einstellungsbedingungen (keine Diskriminierung, nachvollziehbare faire Entlohnung nach Landeskriterien, Mindestmaß an Kündigungsschutzrechten etc.)
  • Das Recht auf eine generelle Versammlungsfreiheit und Organisationsbildung zur Wahrung kollektiver Arbeitsrechte
  • Keine Ausbeutung von Menschen, primär auch menschenfreundliche Arbeitszeiten
  • Sicherheitsbedingungen am Arbeitsplatz
  • Mindestmaß an hygienischen Einrichtungen innerhalb der Fertigungsstätten
  • Gewährleistung von Gesundheit am Arbeitsplatz
  • Einhaltung der generellen Mindestanforderungen in Sicherheits- und Umweltfragen (kein Raubbau, keine inakzeptable Umweltverschmutzung, Flucht- und Rettungspläne mit entsprechenden Fluchtmöglichkeiten in Brandfällen etc.)
  • Managementsysteme, auf Basis der Richtlinien und Anforderungen des BSCI (BSCI = Business Social Compliance Initiative, Details unter: bsci-intl.org)

Beispiele von Managementsystemen in diesem Kontext sind:

Umweltstandard:     ISO 14001 & EMAS
Sozialstandard:        SA 8000
Qualitätsstandard:    ISO 9000
Nachhaltigkeitslinie: ISO 26000

Zu Beginn einer lieferantenpartnerschaftlichen Zusammenarbeit drängen sich bezogen auf nötige Anforderungen von Umweltaspekten vier wichtige und sinnvolle Einstiegsfragen im Einkauf (Bereich Lieferantenaufbau und Lieferantenentwicklung) auf:

  • Gibt es eine Nachhaltigkeitsstrategie beim optionalen Lieferanten?
  • Gibt es eine Umweltstrategie beim optionalen Lieferanten?
  • Gibt es eine ISO-14001 Zertifizierung beim optionalen Lieferanten?
  • Bindet dieser Lieferant uns als Kunden auch mit in die Prozesse ein und gewährt er dahingehend eine stetige und bestmögliche Transparenz?

Möchte man folglich mit diesen Standards Umweltzerstörung, Lohndumping, Raubbau oder Menschenrechtsverletzungen bei seinen Lieferanten ausschließen können, ist der erste Schritt, ein „genaues Auge“ bei der Auswahl seiner Lieferanten walten zu lassen. Ebenso die klare Kommunikation, was im Detail von den Lieferanten erwartet wird, wie es überprüft werden wird und welche allgemeinen gemeinsamen vertraglichen Verpflichtungen bzgl. der Einhaltung von „Standards zur sozialen Verantwortung“ zwingend und permanent vom Lieferanten gefordert sind. Ebenso sollte hierbei bedacht werden, dass exakt dieser Lieferant den gleichen Prozess bei seinen denkbaren Unterlieferanten verpflichtend nachhalten und einfordern wird.

Temporäre eigene Begehung und Befragung beim Lieferanten:

Im nachgelagerten Schritt der somit bereits laufenden Zusammenarbeit bedarf es natürlich nicht nur eines geschlossenen Vertrags, sondern einer regelmäßigen Kontrolle dieser Prozesse vor Ort bzw. beim Lieferantenpartner. Die typischen Auditschritte eines hausinternen Auditors sind dabei das Abarbeiten einer Checkliste, Befragung von Mitarbeitern vor Ort, Prüfung der die Rahmenbedingungen im Detail, Erstellung eines Abweichungs- und Auditberichts und anschließende Nachhaltung, dass der Maßnahmenbericht aktiv und nachhaltig umgesetzt wurde.

Temporäre externe Durchführung der Begehung und Befragung beim Lieferanten:

Alternativ zum eigenen firmeninternen Auditor kann auch ein vertrauenswürdiger landesansässiger Auditor gewählt werden, der diesen Arbeitsschritt aufgrund der landesspezifischen kulturellen und geographischen Nähe noch besser durchführen kann.

Stetiger Dialog aus der Ferne mit dem Lieferantenpartner:

Viele Unternehmen lassen sich stetige Checklisten aus dem entfernten Herstellerbetrieb zusenden, die die Kontrolle der stetigen Rahmenbedingungen (z.B. monatlich) aufzeigen und Abweichungen explizit nennen. Hierbei ist allerdings sehr schwer zu sagen, ob diese Unterlagen einen hohen Glaubwürdigkeitsfaktor haben, wenn die Daten direkt vom Lieferanten eingetragen und übermittelt werden.

Dauerhafte eigene Kontrolle, Begehung und Befragung beim Lieferanten:

Besitzt ein Lieferantenpartner eine gewisse Unternehmensgröße bzw. sind die entsprechenden von uns georderten Produktionsmengen enorm oder von sehr hoher unternehmensbezogener strategischer Bedeutung, kann auch darüber nachgedacht werden, permanent einen Mitarbeiter aus den eigenen Reihen vor Ort beim Lieferanten zu platzieren. Dieser übernimmt dann i.d.R. neben einer fortlaufenden Produktionsqualitätsüberwachung auch die Überprüfung der Einhaltung aller vereinbarten Sozialbedingungen im Fertigungswerk des Lieferantenpartners wahr. Diese Option kann alternativ durch einen externen Mitarbeiter dauerhaft durchgeführt werden, jedoch ist dabei zu beachten, dass diese Person sehr neutral, überdurchschnittlich gewissenhaft und uneingeschränkt vertrauenswürdig sein muss.

Betrachtet man diese gesamten o.g. Optionen und Maßnahmen als hohen Aufwand, so ist es wirtschaftlich betrachtet sicherlich korrekt, allerdings sollte dies dennoch als greifbare Chance für alle Partner in der Lieferkette verstanden werden. Dies ist damit zu begründen, dass durch die Einhaltung dieser Sozialstandards ein gesellschaftlich verantwortungsvolles Handeln aufgezeigt wird. Dies rundet das positive Image der eigenen Unternehmung ab, kann jedoch auch im Herstellerland dafür sorgen, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung deutlich erhöht wird und Konflikte weitgehend vermieden werden.

Als weiterführende Information lässt sich thematisch auch das sog. „Netzwerk Unternehmensverantwortung“ empfehlen: (www.cora-netz.de).

Abschließend lässt sich festhalten, dass ohne eine stetige Kontrolle nur sehr schwer die dauerhafte Einhaltung von gesetzten Sozialstandards bei Lieferanten möglich ist. Es bedarf einer gezielten Planung, einer einheitlichen Strategie und einem kooperativen verbindlichen Dialog innerhalb der kompletten Lieferkette.

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