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Karriere im Krankenhaus-Einkauf: Wieso, weshalb, warum!


Haben Sie konkrete Karrierepläne, welche Sie gerne erreichen möchten? Ihr berufliches Zuhause ist der Einkauf? Dann gibt es ggf. gute Chancen, in den Einkauf eines Krankenhauses zu wechseln, denn dort ist man bezogen auf die Verwaltungsoptimierung auf dem schnellen Vormarsch. Da, wo in vielen Industriebereichen die strategische Bedeutung des Einkaufs bereits seit vielen Jahren bekannt ist, holt man nun auch in Krankenhäusern schnell auf, die Abteilung Materialwirtschaft reichlich zu professionalisieren. Doch hierfür benötigt man Fachkräfte, die Energie, Erfahrung, Fachwissen und den Willen zum Erfolg “im Gepäck haben”.

Aber auch der Krankenhauseinkauf ist pauschal nicht als einfaches Arbeitsumfeld zu bewerten, denn die internen Verhandlungspartner sind i.d.R. versierte Fachärzte, die klare Vorstellungen von Materialeinsatz, Qualität, Beständigkeit und eigenen Leitsätzen haben. Das ist natürlich verständlich, denn das Patientenwohl muss die höchste Priorität haben, dies steht selbstredend außer Frage. Dennoch muss auch eine moderne und traditionsbewusste Klinik auf die Wirtschaftlichkeit achten, da die Kosten pro Jahr enorme Dimensionen annehmen können und viele Millionen Euro Einkaufskosten auch wieder erwirtschaftet werden müssen. Klingt trivial, aber dennoch ein markanter Punkt, denn viele alterprobte Ärzte sehen nicht die direkte Kostenverantwortung im Aufgabenfeld der Ärzte. Generell ist dies auch korrekt, denn es gibt Fachabteilungen in der Verwaltung, die genau diesen Themenschwerpunkt bedienen. Dies muss allerdings in gesunder Kooperation mit den Bedarfsträgern erfolgen, insofern ist ein stetiges Miteinander einfach ein „Muss“.

Unterschätzen sollte man diesen Wirtschaftszweig „Healthcare“ in keinem Fall, denn das Gesundheitswesen macht in Deutschland einen enormen Anteil vom Bruttoinlandsprodukt aus (mehr als 2.000 Mrd. Euro). Tendenz steigend, sowohl in der Kostenbetrachtung, als auch in der strategischen Wichtigkeit. Rund 2 Drittel aller Kliniken sind hierbei Mitglied in einem Einkaufsverband, um die Nachfragemacht zu stärken und die positive Gruppendynamik von Interessengemeinschaften zu nutzen. Auch dies ist ein logischer Schritt, denn auf der Gegenseite befinden sich weltweit tätige, große Lieferantenpartner, die stetig organisch und anorganisch wachsen. Start-Up´s werden aufgekauft und in den jeweiligen Großkonzernen integriert. Aber auch große Marktbegleiter werden nicht selten von noch größeren Marktspielern einfach geschluckt, hierbei werden Milliardenbeträge bezahlt und es wird spürbar unterstrichen, dass im Themenfeld Gesundheitswesen offensichtlich gutes Geld für Lieferanten zu verdienen ist. Professionalisiert sich also mit den Jahren auch der Krankenhauseinkauf, so steht er dennoch vor großen Herausforderungen, denn die Anzahl von gefühlten Monopollieferanten wächst stetig. Hierbei gilt es, eine versierte Beschaffungsmarktanalyse im stetigen Blick zu behalten, damit man als Klinikeinkäufer nicht irgendwann nur noch der Erfüllungsdienstleister der Ärzte ist und blind Aufträge erfasst und abarbeitet.  Dies ist keinesfalls gegen die Ärzte gerichtet, sondern eine Frage der eigenen strategischen Bedeutung als Einkäufer. Die Ärzte wollen die richtige, von ihnen definierte Ware, in der richtigen Menge, in der richtigen Ausführung, in der angemessen und hohen Qualität, zur richtigen Zeit am richtigen Ort des Klinikums haben. Klingt doch einfach, aber auch der Faktor Preis muss professionell bedient werden, damit am Jahresende auch die Einkaufsabteilung einen guten wirtschaftlichen Job vollbracht hat.

Wie geht man im ersten Schritt vor, um Optimierung im Klinikeinkauf näher zu analysieren und zu planen?

  1. Die Ist-Situation wird aufgenommen (Materialeinsatz, Verbräuche, Preise etc.).
  2. Möglichkeiten der Verbesserung aller Konditionen werden bewertet (Quick-Wins, Skonto, Frachtkosten, Mengenbündelungen etc.).
  3. Professionelle Aufbereitung aller Daten
  4. Zielkonzepte werden mit der Leitungsebene diskutiert und vereinbart (ärztliche Leitung, Verwaltungsleitung, Einkaufsleitung, technische Leitung, Medizintechnik etc.).
  5. Benchmark: Angebotseinholung am gesamten Markt (Priorisierung nach interner Dringlichkeit und Relevanz)
  6. Umsetzungsplanung und Durchführung (inkl. belastbarem Projektplan und nachhaltiger Erfolgskontrolle)

Aber warum sind nun Einkaufskosten in Kliniken so wichtig geworden? Warum kann man nicht einfach das beste Produkt am Markt kaufen, Margen aufschlagen und dann soll bitteschön die jeweilige Krankenkasse des behandelten Patienten die Kosten übernehmen und an die Klinik begleichen. Einfach erklärt: Es gibt Fallpauschalen und für Prozeduren, Behandlungen und Anwendungen fixe Leistungscodierungen. Diese DRG-Bewertung sorgt dafür, dass pauschale Werte pro Heilungsvorgang an die Kliniken gezahlt werden. Oftmals gibt es hierbei eine stetige Abwertung der Fallpauschalen pro Heilungsanwendung, begleitet von stetigen Mehrkosten auf Seiten der Lieferanten. Dies führt zu einer wirtschaftlichen Lücke, die betrachtet und bewertet werden muss. Gegenmaßnahmen sind hierfür unumgänglich, was auch erklärt, warum der Einkauf in Kliniken an Bedeutung stark zunimmt.

Auch der Gesetzgeber hat mittlerweile unter bestimmten Voraussetzungen besondere Ansprüche an den Einkauf. Zur Ergänzung für eine stabile Kalkulation der Fallpauschalen, wurden im Jahr 2017 durch das InEK Losungen zur unfreiwilligen Teilnahmen an Kalkulationsprüfungen durchgeführt. Diese Losungen erfolgten im Auftrag der Selbstverwaltung des GKV Spitzenverband, des Privat-kassen Verbandes und der DKG (Deutsche Krankenhausgesellschaft). Zu Beginn sollten die einzelnen Krankenhäuser, gegen ein kleines Entgelt, freiwillig teilnehmen, was jedoch nur wenige in die Tat umsetzen. Aufgrund der fehlenden Teilnahme, wurde durch den Gesetzgeber ein Beschluss ausgesprochen, die Anzahl der Teilnehmer zwangsweise zu erhöhen und hinzuzuziehen. Der Gestaltungsprozess des G-DRG-Systems hat einen kontinuierlichen Anstieg der Anforderungen an die Qualität der Kalkulationsdaten bewirkt. Die Kalkulation geschieht im Rahmen eines Ist-Kosten-Ansatzes auf Vollkostenbasis. Die Herausforderung des Einkaufs liegt darin, die Forderungen des Kalkulationshandbuches zu erfüllen und Materialien auch direkt auf einzelne Patienten zuordnen zu können.

Ein Fazit: Die Tätigkeit im Krankenhauseinkauf ist anspruchsvoll, allerdings auch sehr reizvoll, wenn man die Herausforderung im Einkauf liebt. Besonders anspruchsvoll ist der Dialog mit den Fachärzten und angebundenen Abteilungen, denn es ergeben sich sehr schnell Spannungsfelder, die professionell und zielführend bedient werden müssen. Ebenso ist das Produktportfolio in sehr vielen Sektoren komplex und nicht von heute auf morgen leicht erlernbar. Eine echte Herausforderung für versierte Einkäufer, begleitet von Chancen und Risiken, aber eine inhaltlich sehr interessante Branche, die am Abend das Gefühl verleiht „ich habe etwas Gutes und sinnvolles geleistet, um anderen Menschen anteilig und im Team zu helfen“. Eine markante und signifikante Begleiterscheinung der Branche Gesundheitswesen.

Möchten Sie tiefer in das Geschehen des Beschaffungsmanagements in Kliniken blicken?
http://www.dfkm.de/wp-content/uploads/2017/10/dfkm_cd_besch.pdf
https://www.koinno-bmwi.de/fileadmin/user_upload/publikationen/Leitfaden_Einkauf_im_Krankenhaus_2012.pdf

Themenrelevante Doku „die Macht der Krankenhäuser“
http://www.ardmediathek.de/tv/45-Min/Die-Macht-der-Krankenh%C3%A4user/NDR-Fernsehen/Video?bcastId=12772246&documentId=50372776

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